Sinn und Unsinn von Hilfszügeln - das ist eines der meistdiskutierten Themen in der Reiterei. Fast jeder Reiter hat zum Ziel, dass sein Pferd „durchs Genick“ geht, im vereinfachten Sinne einen schönen Kragen macht, mit der Stirnlinie kurz vor der Senkrechten. Das ist nachvollziehbar, denn die Fähigkeit ein Pferd „an den Zügel zu reiten“, ist für viele Reiter das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zwischen Könner und Anfänger. Doch die korrekte Kopf-Hals-Position des Pferdes – auf die die Hilfszügel in erster Linie Einfluss nehmen – ist nur die halbe Miete auf dem Weg zu einem durchlässigen, rittigen Pferd bzw. einem guten Reiter: erst das richtige Zusammenspiel aus formgebenden und treibenden Hilfen bringt ein Pferd dazu, die gewünschte positive Spannung aufzubauen, die für die Gymnastizierung und das Reiten so wichtig ist. Das gilt sowohl für die Arbeit mit als auch ohne Hilfszügel. In unserem Alltag begegnen uns viele Reiter die Hilfszügel einsetzen, aber gar nicht so genau wissen, wie diese überhaupt wirken und ob sie für den gewünschten Zweck die richtige Wahl sind. Leider nutzen die meisten Reiter Hilfszügel ohne ausreichende Erklärung und ohne sich mit der Biomechanik des Pferdes auseinanderzusetzen um die korrekte oder falsche Wirkung von solchen Hilfsmitteln zu verstehen. Eine durch Hilfszügel erreichte Kopfposition oder Haltung bedeutet nicht, dass das Pferd auch gesund läuft. Bei den meisten Reiter-Pferd-Paaren kaschieren die Hilfszügel lediglich Lücken in der Ausbildung – sowohl der des Pferdes als auch der des Reiters. Sie sind eine einfache Pseudo-Lösung, die den Reiter dazu verleitet den schnellen, einfachen Weg zu gehen und so die langwierige Korrekturarbeit zu umgehen.
So mancher Einsatz von Hilfszügeln lässt sich leider auch ganz klar in die Kategorie Tierquälerei einordnen.
Meine ganz persönliche Meinung ist „Ein junges Pferd, das noch am Anfang seiner Reitpferdekarriere steht, gehört in die Hände eines erfahrenen Reiters. Und der sollte aufgrund seines umfangreichen Könnens und seines ausgeprägten Gespürs eigentlich auch ohne Hilfszügel an sein Ziel kommen. Greift ein solcher Reiter trotzdem auf die zusätzlichen Riemen zurück, dann meist deshalb, weil es schnell gehen soll. Oft mit fatalen Folgen, denn viel zu rasch ist ein junges Pferd körperlich und/oder geistig überfordert und sein Vertrauen in den Menschen auf seinem Rücken nachhaltig gestört. Kein guter Start in die Karriere eines Reitpferdes“
Wie sagte schon Gustav Steinbrecht:
Alle toten Vorrichtungen und Hilfszügel, also solche, die durch Festbinden oder Schnallen eine gleichförmige Wirkung äußern, schaden ohne Ausnahme mehr als sie nützen, da sie sämtlich das Maul des Pferdes verderben, denn die Einwirkungen durch das Gebiss können nur von der lebenden und feinfühlenden Hand des Reiters richtig abgewogen werden.
Natürlich möchte ich auf das Für und Wider einiger „Hilfszügel“ eingehen. Welche Hilfszügel interessieren Euch besonders?